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Interview mit Edgar Froese, veröffentlicht in der Zeitschrift SOUNDS Nr. 29 vom Mai 1971. TD ist noch in der Experimentalphase und steht vor der Veröffentlichung des zweiten Albums. Alle großen Erfolge liegen noch Jahre in der Zukunft. |
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Ein Interview mit Rainer Blome Edgar Froese, Du bist der Leiter von Tangerine Dream, einer Berliner Popgruppe, die eine der ältesten auf der deutschen Szene ist. Kannst Du uns etwas über die Anfänge Deiner Gruppe erzählen? Anfänglich bestand Tangerine Dream aus vier Mitgliedern, von denen ich als einziger übriggeblieben bin. Die Konzeption der Gruppe hat sich im Laufe der Zeit jeweils mit den neu hinzu gekommenen Musikern verändert. Eigentlich hat jeder neue Mann Tangerine Dream neue Impulse gegeben. Am Anfang habt Ihr doch ziemlich normale Rockmusik mit Jazzeinflüssen gemacht. Wie kam's denn dann zu den elektronischen Dingen, die Ihr heute spielt? Im Grunde war das eine ganz komische Begebenheit. Anlässlich eines Auftritts im Düsseldorfer "Creamcheese" 1968 lernten wir einen neuen Bassisten kennen (Kurt Herkenberg?), der unseren regulären Mann wegen Krankheit ersetzte. Er stieg bei uns ein, ohne überhaupt unsere Musik zu kennen. Da auch nicht mehr genügend Zeit war, um ihn einzuweisen, spielten wir mit ihm, ohne eine Ahnung zu haben, wie er spielt. Er brachte eine völlig überraschende und neue Linie ins Spiel. Damals haben wir unterbewußt das gespielt, was wir heute bewußt und intuitiv machen. Wir sind also durch Zufall in die musikalische Richtung gekommen, die heute bei uns zum Merkmal geworden ist. Später war diesem Bassisten, der seit dem Auftritt im "Creamcheese" bei uns geblieben ist, unsere musikalische Entwicklung hin zur Elektronik zu radikal, zu weit fortgeschritten. Wir hatten ihn also überholt und uns weiterentwickelt. Er verließ uns dann. Im Mai des vergangenen Jahres erschien ja eure erste LP, die ELECTRONIC MEDITATION heißt. Wie kam die zustande? Eine eigenartige Geschichte. In einem Privatstudio hatten wir zwei Bänder produziert, von denen wir überhaupt nicht die Absicht hatten, sie auf Platte zu veröffentlichen. Aber der Tontechniker, der uns bei der Aufnahme behilflich war, ging mit den Bändern zum Meisel-Verlag in Berlin. Zu meiner großen Überraschung wurden die Sachen angenommen, aus Gründen, die mir heute noch unerfindlich sind. Es war aber nicht so, wie es oft hingestellt wird, daß ich mit den Bändern zu Herrn Meisel gegangen bin. Die Platte wurde dann mit einigen Nachsynchrononisationen - ich spielte noch einige Gitarrenparts, auch Teile der Orgel nach - veröffentlicht. Wer spielt zur Zeit bei Tangerine Dream, also die Besetzung, die auch im Februar das zweite TD-Album aufgenommen hat? Am Schlagzeug spielt Chris Franke, ein Mensch, den ich in Berlin kennengelernt habe, der sich schon seit langem mit elektronischer Musik beschäftigt. In Berlin hat er bei Thomas Kessner gearbeitet. Durch Chris sind viele neue Inspirationen in die Gruppe gebracht worden. Wie entseht eure Musik? Wird sie im Kollektiv gemacht, oder kommt einer mit einer Idee, und die anderen spielen sie aus? Wir haben am Ku-Damm ein Studio, in dem wir arbeiten und proben können. Für unsere zweite LP haben wir dort fast ein halbes Jahr lang unsere Musik erspielt. Wir haben versucht, unsere Grundeinstellung zu allen umweltbetonenden Dingen in Musik umzusetzen. So daß also der musikalische Entwicklungsprozeß parallel zum Lebensprozeß lief. Wir haben uns sehr oft getroffen und praktisch drauflos gespielt. Daraus hat sich dann im Laufe der Zeit unser musikalisches Gesamtbild entwickelt. Du sagtest, im Februar hättet Ihr euer zweites Album aufgenommen. Was kannst Du darüber sagen? Unser zweites Album heißt ALPHA CENTAURI, der Titel soll gleichzeitig Thema unserer Musik sein: Alpha Centauri ist ein Einzelstern im Alpha Centaurus System, ungefähr 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wir sehen in der Musik Bezugsmöglichkeiten zu kosmischen Öffnungen, also innere Öffnungen, die man als eine Art Spiegel des Kosmos ansehen kann. Ich betrachte mich als kosmische Ausstrahlung, d.h. dass das menschliche Nervensystem im Grunde entmaterialisiert ist, und dass das, was man normalerweise Vernunft oder Geist nennt, nichts anderes als integrierter Bestandteil eines elektromagnetischen Wellenbandes ist. Unser Körper-Geist-Verhältnis ist gleichzusetzen mit dem Verhältnis von Materie und Antimaterie. Unter den Gesichtspunkten verstehen wir auch unsere Musik. Gleichzeitig steht sie auch für eine gewisse Weiträumigkeit: Unsere Musik hat einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund, sie ist plastisch, sie klebt nicht am Lautsprecher fest, sondern tritt hervor und wird räumlich. Wenn ich das richtig verstehe, bedeutet das wohl, dass Du inzwischen soweit bist, beim Spielen ohne Denkprozeß auszukommen, dass Du also intuitiv im wahrsten Sinne des Wortes spielst. Stimmt das? Ja, das ist vollkommen richtig. Wenn in Musik ausgedrückte Emotionen über das Körper-Geist-Verhältnis hinaustreten sollen, ist der Prozeß der handwerklichen Umsetzung - also von der Idee zum Spiel - eine starke Bremse. Wir versuchen deshalb auch, die ganzen Instrumente und Apparaturen ihrer normalen Bestimmbarkeit zu berauben, indem wir ihre Handhabung entfremden. Normal heißt ja praktisch Norm, und Norm ist der Anfang von Stagnation. Eure Musik kann man aber doch nicht mit x-beliebigen Leuten machen, also in einer Art Jamsession? Oder glaubst Du, dass das doch möglich ist? Nein. In den letzten zwei Jahren habe ich intensiv Musiker gesucht, mit denen ich echt zusammen spielen kann. In diesen zwei Jahren habe ich vielleicht allerhöchstens zwei oder drei Leute gefunden. Der erste ist der Saxofonist Steve Jolliffe, der bei Steamhammer war und früher auch bei uns gespielt hat. Als ich ihn kurz nach seinem Austritt aus Steamhammer in London traf, war er recht unglücklich, und ich nehme an, dass er wieder zu uns kommen wird. Wie kommt Ihr als "nicht-politische" Band in der "politischen" Stadt Berlin zurecht? Für mich persönlich ist Berlin teilweise die beste, teilweise aber die denkbar schlechteste Stadt. Wir verstehen unsere Musik derart, dass wir ohne ideologische Nebenerklärungen adäquat zur Musik auskommen. Das wird uns in Berlin zum Teil sehr übel genommen. Wir haben Auftritte in der TU gehabt, wo man uns nasse Erde in die Verstärker gelegt hat. Das hat uns dermaßen frustriert, dass wir seit einem halben Jahr - außer in einem sehr kleinen Club (Zodiac?) - nicht mehr in Berlin gespielt haben. |
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Einige Daten und persönliche Anmerkungen rund um das Interview: (Stand: 2000) |
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Zur Zeit des Interviews hat TD eben angefangen, seine Richtung zu finden und wird 1974 erste große Bekanntheit erlangen. Es wird hier berichtet, dass nach etwa 4 Jahren Bestand, TD 1971 schon zu den älteren "Popgruppen" der Szene zählte. Edgar Froese ist zu diesem Zeitpunkt 27. |
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Die vier Gründungsmitglieder von TD |
Kurt Herkenberg, bass guitar |
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Rainer Blome |
der das Interview führte war Musikjournalist und Herausgeber der Zeitschrift Sounds, heute Musikexpress. Er wechselte zum WDR als Musikredakteur. Rainer Blome ist bereits verstorben |
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Creamcheese |
Düsseldorfer Altstadtkneipe - noch in Betrieb |
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Kurt Herkenberg |
Später Bassist der Hard-Rock-Gruppe Curly Curve und der NDW-Band Interzone die wie auch TD in Berlin beheimatet waren |
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Synthesizer |
Im Originaltext (wiederholt) Syntheziser geschrieben! |
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1926 in Berlin gegründeter Musikverlag. Bekannt sind dessen HANSA-Studios |
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Steve Schroyder |
Im Originaltext als Steve Schroeder geschrieben |
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Roland Paulyck |
Im Originaltext als Roland Paulick geschrieben |
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Eine kleine Biografie zu dem ungarisch/rumänischen Komponisten |
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Eine kleine Biografie des 1992 verstorbenen Komponisten |
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Karlheinz Stockhausen |
Verstreute Infos sind per Suchmaschine leicht zu finden |
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Steve Jolliffe |
Im Originaltext als Steve Jollife geschrieben. Dass Steve schon so früh Kontakt zu Froese hatte, war mir bis dato unbekannt, denn tatsächlich als Musiker bei TD taucht er erst (und einzig) 1978 nach Peter Baumanns Weggang im Album Cyclone auf, wo er kein Saxofon spielt!. Mehr zu Steve. |
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Zodiac Club |
Außer einer Erwähnung im Text des Booklets der CD ELECTRONIC MEDIATTION (Jive C TANG 4) und einem Bild von E. Froese in diesem Club im Booklet zur ROOTS COLLECTION habe ich keine weitere Info |